Ausbildung zum Therapiehund, Besuchshund und Servicehund

Nervenstärke und eine perfekte Grunderziehung sind Pflicht
Nervenstärke und eine perfekte Grunderziehung sind Pflicht

Geschützt ist der Beruf Therapeut nicht wirklich, nur in bestimmten Wortkombinationen wie z.B. Psychotherapeut. Auch die Ausbildung zum Tiertherapeuten, Therapiehund und/oder Therapiehundeführer kann jeder machen, der einen Hund zu Hause hat.

 

Und das ist es, was es im Bereich "Tiergestützetherapie" den schwarzen Schafen so leicht macht. Es gibt hier leider keine gesetzlichen Grundlagen.

 

Schockiert war ich erst letztens wieder, als ich im Internet ein "Ausbildungsangebot zum Therapiehund" für 4.000 Euro fand. Diese dort angebotene Ausbildung dauerte lt. Angaben ganze 3 Wochen und endet mit einer Prüfung, mit der man ein Zertifikat erlangt. Dieses "Zertifikat" das dort ausgestellt wird ist lediglich eine Bestätigung, das man an einem Kurs teil genommen hat - nicht mehr und nicht weniger. So ein Zertifikat sagt nichts über die Qualität der Ausbildung aus.

Auf gehandicapte Menschen möchte ich diese Hunde dann nicht wirklich los lassen.

 

Vier wichtige Hinweise für Hundeführer, die Interesse an solch einer Ausbildung haben:

  1. Ausbildungen, die mehr als 1.000 Euro kosten (wohl gemerkt im JAHR) sind abzocke
  2. Alles was einen Ausbildungszeitraum unter 1 Jahr propagiert ist nicht seriös
  3. Der Einsatz eines Hunden im Alter unter 2 Jahren ist nicht zu befürworten 
  4. Die Bezeichnung "Diplom" ist verboten, da ein Diplom ein Studium voraussetz

 

Darum sollte man die diversen Angebote im Netz mit Vorsicht genießen.

 

BLEIB HEISST BLEIB
BLEIB HEISST BLEIB

Sehr oft sind die Hunde die in den verschiensten Bereichen eingesetzt werden viel zu jung. Die Grundausbildung wird vernachlässigt "...na der wird doch Therapiehund..." und dann wundert sich der Halter, wenn der Hund im Dienst doch nicht so gut "funktioniert" wie eigentlich gedacht. "...ja aber Frau XYZ hat doch gesagt, mein Hund kann das...jeder Hund kann das..."

 

NEIN, eben NICHT jeder Hund kann das

 

Auch meine Hunde sind nicht alle für die gleiche Therapiearbeit geeignet.

 

Wie sollte denn dann ein Therapiehund sein?

Es gibt eigentlich nur einen Punkt den ich hier anführen möchte:

  1. perfekt erzogen

Ein guter Therapiehund muss perfekt erzogen sein. Er muss die Grundkommandos zuverlässig, wirklich absolut zuverlässig ausführen. Er muss in der Lage sein, minutenlang in einem Sitz/Bleib oder Platz/Bleib zu verharren, ohne sich auch nur ansatzweise von seinem Ablageort zu entfernen. Er muss in der Lage sein, zwischen Rollstühlen zu sitzen oder zu liegen, nervenstark, ohne aufzuspringen oder gar zu schnappen.

Er muss noch viel lernen
Er muss noch viel lernen

Nichts ist in dieser Arbeit wichtiger als die Zuverlässigkeit des Hundes. Hunde in diesem Beruf müssen Dinge "ertragen" können, die andere völlig aus der Fassung bringen können. Diese Zuverlässigkeit erreicht man nicht in ein paar Monaten und schon gar nicht in 3 Wochen. Meiner Ansicht nach sollte der Halter auch wenigstens die VDH anerkannte Begleithundeprüfung abgelegt haben. Weitere Prüfungen wären natürlich wünschenswert.

 

Wer also irgendwann mal einen Therapiehund führen möchte, sollte sich als erstes mit einer soliden Grundausbildung beschäftigen. Jünger als 2 Jahre sollte der Hund bei seinem ersten Einsatz sowieso keinesfalls sein.

Arbeit im Stuhl-Kreis - der Therapiehund soll bei seiner Arbeit lachen können
Arbeit im Stuhl-Kreis - der Therapiehund soll bei seiner Arbeit lachen können

Hier möchte ich euch einen kurzen Überblick über die Aufgaben meiner Hunde während der Arbeit als Therapiehund geben:

 

Wir arbeiten in drei unterschiedlichen Bereichen, die völlig unterschiedliche Anforderungen stellen.

 

1. Bereich: Beschützte Station

Auf dieser Stationen wohnen hauptsächlich an Alzheimer und anderen neurologischen Krankheiten erkrankte Patienten, die eine 24-Stunden Betreuung benötigen. Unsere Aufgabe besteht vor allem darin, den Patienten alltägliche Dinge wieder "greifbar" und "begreifbar" zu machen.

 

Nur 1 Beispiel:

Ich habe einige Plüschtiere dabei, z.B. Hasen, Katzen, Hunde, Bären, Mäuse aber auch Dinge, die keine Tiere sind, z.B. ein Plüschherz oder einen Stofflappen. Die Plüschtiere werden in der Mitte des Stuhlkreises ausgelegt. Die Hunde sollen nun eines der Tiere zu einem Patienten bringen und diesem in die Hand geben oder auf den Schoß legen (meist Aufgabe von Metchley, er ist der größte). Der Patient muss nun erkennen und sagen, welches Tier Metchley gebracht hat. Dann geht Queen mit einem Körbchen zum Patienten, der das Tier nun gezielt in Queen's Körbchen legen muss, das Queen dann wieder zu mir bringt. Bringt Metchley eines der Dinge die kein Tier sind, muss auch das von den Patienten erkannt werden. Diese Dinge holt Chestnut ab und legt sie wieder zurück in die Mitte.

2. Bereich: Einzelbetreuung

Bei der Einzelbetreuung gehen wir gezielt auf das Handicap des Patienten ein. Es handelt sich dabei um die unterschiedlichsten Krankheitsbilder nach Schlaganfällen, Parkinson, Corea Huntington oder Handicaps des Sprachzentrums.

Motorikübungen nach einem Schlaganfall sind immens wichtig. Mit einem Hund im Einsatz können Patienten besser motiviert werden und geben bei weitem nicht so schnell auf.

 

Nur 1 Beispiel:

Wir haben eine kleine Schraubenbox mit Schubläden dabei, die gibt es in jedem Baumarkt. Vorne an den Schubläden sind kurze Schnürchen angebracht. Nun muss der Patient gezielt eines dieser Schnürchen greifen und die Schublade auf ziehen. Nun legt der Patient einen kleinen Futterbrocken in die Schublade und muss diese wieder schließen. Dann darf mir der Patient einen meiner Hunde anzeigen, der sich aus dieser Schublade den Futterbrocken holen darf.

 

Eine weitere wichtige Aufgabe ist es, die Patienten in Bewegung zu halten. Es läuft sich einfach besser, wenn ein Sheltie auf dem Rollator mit fährt.

3. Bereich: Durchbrechen von Routinen

Routine ist wichtig, vor allem für unsere älteren Mitmenschen. Wenn der Tagesablauf aber ausschließlich aus sich immer wieder wiederholenden Routinen besteht, lassen alle Sinne nach. Der Blick für Neues verblasst, Erinnerungen gehen verloren, Spech- und Bewegungsmotivation tentieren gegen Null.

 

Nur 1 Beispiel:

Hier arbeiten wir z.B. mit Wurfspielen. Ich habe ein paar weiche Gummiringe und 4 Pylone dabei. Die Pylone werden aufgestellt und der Patient muss nun einen der Ringe über einen vorher ausgewählten Pylon werfen. Hat er getroffen, darf der Patient einen zweiten Ring einem meiner Hunde zu werfen. Der Hund soll nun den Ring holen und ebenfalls über einen vorher vom Patienten ausgewählten Pylon stülpen.

Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Mühe es manchen Patienten macht überhaupt einen Pylon auszuwählen.

Die Spiele werden selbstverständlich immer abgewechselt und wir lassen uns auch immer was neues einfallen. Sonst wärs ja wieder Routine.